Das wird der vorerst letzte Bericht sein. Waren wir im März noch optimistisch, dass wir in wenigen Monaten die Reise entlang der Panamericana fortsetzen können, haben sich mittlerweile die Meisten dazu entschlossen, ihr Fahrzeug im Zollverschluss unterzustellen und erst im Januar nach Costa Rica zurückzukehren. Dann wird sich die Situation hoffentlich beruhigt und normalisiert haben, so dass wir das letzte Stück durch Mittelamerika bis USA noch zurücklegen können. Das wäre dann definitiv die längste Panamericana-Tour aller Zeiten! Und wie haben wir die letzten Tage verbracht? Seht selbst:
- Telse und Claus möchten noch eine Vollmacht auf meinen Namen ausstellen lassen. Zur Sicherheit, falls in ihrer Abwesenheit irgendetwas sein sollte. Dafür suchen wir gemeinsam in La Fortuna einen Notar auf.
- Im Anschluss holen wir im Fotogeschäft noch die Collage ab. Sowohl der Druck als auch der Bilderrahmen wurden in San José angefertigt. Das Ergebnis gefällt uns!
- Am Dienstag, den 16. Juni verlassen uns Telse und Claus.
- Obwohl sich die Beiden für eine sehr frühe Abfahrt entschlossen haben, sind fast alle aufgestanden, um sie zu verabschieden. Um 5 Uhr morgens! Ehrensache und ein schöner Hinweis darauf, dass wir wirklich eine tolle Gemeinschaft sind.
- Die Beiden waren nicht nur wichtige Mitglieder in unserer Gemeinschaft, auch der Hotel- und Landwirtschaftsbetrieb hier wird sie schmerzlich vermissen. Claus hat unter anderem alte Waffeleisen, Kaffeemaschinen und Traktoren repariert. Und bestimmt noch einiges mehr, von dem ich gar nichts mitbekommen habe. Kommt gut nach Hause ihr Zwei Lieben! Das erste Treffen nach der Reise wird bei ihnen im hohen Norden Deutschlands stattfinden. Ich werde definitiv dabei sein.
- Hans hat die Zeit im Camp täglich in seinem Tagebuch festgehalten und gibt uns heute einen Einblick in seine kurzweiligen und amüsanten Aufzeichnungen. Egal ob das Ende meiner Quarantäne, der Moment, als einer der Hunde das Hühnchen von Waltis Grill geklaut hat oder die Ernte der ersten Gurken, alles wurde niedergeschrieben, toll!
- Am gleichen Abend treffen wir uns nochmal zu einem Umtrunk. Da die Wolken schon wieder recht bedrohlich und düster wirken, verschieben wir den gedeckten Tisch vorsichtshalber unter das Dach.
- Ich gebe zu, Geschenke zu verpacken zählt nicht zu meinen Stärken. Aber wie sagt man so schön? Die inneren Werte zählen! Was bei Menschen gilt oder zumindest gelten sollte, trifft auch auf Geschenke zu. Sie kommen auf alle Fälle von Herzen, und das zählt!
- Wir brauchen die flüssigen Restbestände auf.
- Ich halte eine kleine Rede zu Ehren Silenas, sowie für Stefan und Gwenda. Ihr leider viel zu früh verstorbener Mann Franz hat immer gewollt, dass auf dem Hof möglichst viele Schweizer wohnen. Seine Vision hat sich zumindest für drei Monate erfüllt, auch wenn auch ein paar Deutsche, Franzosen und Luxemburger dabei waren.
- Als Andenken überreichen wir die Fotocollage. Silena ist sichtlich gerührt.
- Liebe Silena, danke für alles, was du und Stefan für uns getan habt. Wir waren ein wenig wie eine große Familie und werden die Zeit hier nie vergessen. Es hat sich ein wenig wie Heimat angefühlt, und dazu habt ihr viel beigetragen.
- Der Parkplatz vor dem Hotel wird immer leerer.
- Am Mittwoch, den 18.06. müssen wir uns wieder von zwei Paaren trennen. Wie ihr seht, begeben wir uns nicht in einen kalten Entzug, sondern entwöhnen uns häppchenweise. Heute verlassen uns Josée und Patrick, sowie Liz und Mäxe.
- Beide Paare haben fest vor, im Januar nach Costa Rica zurück zu kommen, um die Reise fortzusetzen. Dennoch stimmt mich der Abschied traurig.
- Am gleichen Tag feiert das Pärchen aus Spanien noch den Geburtstag ihres dreijährigen Sohns Erik. Wir sind zum Kindergeburtstag eingeladen.
- Am Nachmittag überrascht uns Stefan noch mit einer Ausfahrt mit dem Schweizer Postbus.
- Der Bus wurde 1973 gebaut und es gibt neben diesem nur noch zwei weitere Exemplare weltweit. Demzufolge eine echte Rarität!
- In seinem ersten Leben fuhr der rote Opa in Frutigen, heute bringt er uns am Arenalsee entlang nach Nuevo Arenal.
- Stefan ist immer wieder für eine Überraschung gut. Irgendwann soll der Bus Besucher zum Drehrestaurant befördern. Bis es soweit ist, muss aber die Straße nach oben noch deutlich verbessert werden.
- Am nächsten Morgen wird Gas geliefert. Da ich doch viel gekocht habe in den letzten Monaten, ist es keine schlechte Idee, die Flasche zu füllen.
- Am Donnerstag, den 19.06. ist die Aufbruchstimmung deutlich spürbar. Alle sind am Packen und Zusammenräumen.
- Bärbel unternimmt mit uns eine Garten-Begehung und bringt uns auf den letzten Stand.
- Eigentlich ist das Timing nicht gerade perfekt. Wir haben aktuell mehr grünen Salat, als wir essen können, bald haben wir etwa 100 Galia- und Wassermelonen. Wer soll das alles essen? Eigentlich solltet ihr noch mindestens drei Wochen bleiben, um die Früchte eurer Arbeit zu ernten.
- Ich bin ja seit 24 Jahren überzeugte Vegetarierin und für mich ist der Garten ein wahres Paradies. Salat, Kräuter und Gemüse aus eigenem Anbau, ohne Chemie, alles bio, das ist schon eine richtig tolle Sache!
- Hans ist jeden Tag zum Drehrestaurant gelaufen oder gejoggt. Manchmal sogar mehr als einmal täglich. Heute auf den Tag genau absolviert er seinen hundertsten Berglauf. Wir empfangen ihn mit Musik und Applaus. Gratulation zu Sportskanone!
- Gemeinsam mit Bärbel hat sich Hans auch täglich um die Kälber gekümmert. Die sind gar nicht glücklich darüber, dass sie heute ihre Zieheltern verlieren!
- Alle Kälber unterzeichnen eine Petition „Bärbel und Hans müssen bleiben“, aber es hilft nicht. Aber zumindest versprechen Beide, wieder zu kommen, Das ist ja schon mal etwas!
- Abschiede sind immer etwas ganz Spezielles. Auch Silena fällt es schwer, so viele Leute ziehen zu lassen. Monica lässt sie wahrscheinlich besonders ungern gehen, hat sie doch sehr viel fürs Hotel genäht, neue Tischdecken, Blusen für die Bedienungen, Sitzbezüge, Vorhänge…
- Viele fahren mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Acht gemeinsame Monate, das geht nicht spurlos an einem vorbei. Nach einer „normalen“ sechs-monatigen Panamericana ist das ja schon immer speziell, aber die stationäre Zeit hier intensiviert das nochmal.
- Mariele verabschiedet sich von Pluto, dem ältesten der vier Hunde.
- Ein Abschiedsfoto mit den Brüdern. Ihr wart die ersten Brüder auf der Tour, aber nicht nur das hat euch einzigartig gemacht. Ich glaube jeder hat euch ins Herz geschlossen. Zum Abschied bekam ich eine Karte von den Beiden mit der Aufschrift“ für unsere kleine Schwester. Das hat mich sehr berührt. A très bientôt mes amis!
- Das Wetter passt zum Anlass und der Aufbruchstimmung. Ein wahrer Wolkenbruch ergießt sich über uns.
- Nachdem wir uns alle in den Armen lagen, verlassen die ersten Wohnmobile das Gelände.
- Schon vor langer Zeit, habe ich mir ausgemalt, wie es sein wird, wenn wir mal durch dieses Tor fahren werden. Leider sind wir (noch) nicht alle gemeinsam auf dem Weg gen Norden. Ich hoffe, dass dieser Moment noch kommen wird.
- Gute Fahrt und gute Heimreise! Bonne route!
- Neun Paare fahren nach San José und bringen die Reisemobile in den Zollverschluss. Dort werden sie noch von innen und außen desinfiziert.
- Danach müssen sie zum Zoll, um die temporäre Einfuhr stillzulegen. Nun dürfen die Camper bis zu maximal einem Jahr im Land bleiben.
- Wir Zurückgebliebenen müssen uns erst an die neue Situation gewöhnen. Wie sonst am Samstag findet das Jass-Turnier statt. Spielten wir vor kurzem noch zu 16 oder 12, sind wir auf vier Kartenspieler geschrumpft. Natürlich denken wir an den besten Jass-Lehrer aller Zeiten und widmen ihm das Turnier. Da heute auch Michèles Geburtstag ist, gönnen wir uns eine Flasche Weißwein. Keine Ahnung, ob es am Doping liegt oder an den wenigen Gegnern, aber ich gewinne zum ersten Mal das Turnier.
- Für das Geburtstagsessen wird der Garten aufgesucht. Zumindest für die Vorspeise!
- Ja, die Gruppe ist überschaubar geworden.
- Alles Liebe, Michèle! Bleib, wie du bist! Mit dir ist es immer lustig!
- Per Facetime schaltet sich der Rest der Gruppe live zu und singt in ihrem Flughafenhotel in San José gemeinsam mit uns ein Geburtstagsständchen.
- Selten hat es so stark geregnet wie an diesem besagten Donnerstag, als das Gros der Gruppe das Camp verlässt. An diesem Tag fließen einige Tränen, nicht nur aus dem Himmel. Ein seltsamer, trauriger Moment. Da waren es nur noch sieben…
- Auch wenn die Umstände und die Ungewissheit, was die Zukunft angeht, beunruhigend sein können, bin ich sehr dankbar für diese außergewöhnliche und einmalige Erfahrung und weiß, dass wir es in diesen speziellen Zeiten nicht besser hätten treffen können! Es wäre ein Herzenswunsch, wenn wir die gemeinsam begonnene Panamericana-Reise nächstes Jahr fortführen und beenden könnten. Anvisiert für die Weiterreise ist der 20. Januar 2021. Dann werden wir natürlich wieder berichten.
- Ein ganz herzliches Dankeschön von meiner Seite an alle Teilnehmer, auch an diejenigen, die bereits früher, egal ob freiwillig oder nicht, abgereist sind. Dankeschön auch an alle Leser meiner Berichte. Wir freuen uns immer über euer Feedback! Folgt uns auch auf Facebook und lasst eure Kommentare da. Auf ein baldiges Wiedersehen! Bleibt gesund und passt auf euch auf. Eure Reiseleiterin, temporäre Spanisch-Lehrerin, Fotografin, Berichterstatterin und Wohnmobilistin aus Leidenschaft, Janette