Alles hat einmal ein Ende! Eine besondere Reise verdient auch einen besonderen Abschluss. Diesen bereiten uns die Teilnehmer mit ergreifenden Reden, aufwendig gestalteten Geschenken und einer Filmvorführung, die mich zum Weinen bringt. Ich bin stolz auf unsere Reise und dankbar, dass im Großen und Ganzen alles gut gegangen ist und alle verbliebenen Mitfahrer gesund und heil ans Ziel gekommen sind! Natürlich wären wir gern in die USA und hinauf bis Alaska gefahren. Wer weiß, in ein oder zwei Jahren kommt das vielleicht noch. Aufgeschoben ist ja nicht für immer aufgehoben! Nun aber zum 91. und letzten Bericht (neuer Rekord, so viele Berichte gab es noch auf keiner Reise) der Panamericana 2019-21. Ihn zu schreiben fällt mir nicht leicht, denn damit schließe ich ein spannendes und unvergessliches Kapitel in meinem Leben.
- Die letzte Fahretappe bringt uns an die Golf-Küste.
- Angekommen. In Veracruz gehen auch Diejenigen, die noch nicht verschiffen, ins Hotel, denn zu dieser Jahreszeit ist es extrem heiß und schwül, nachts kühlt es kaum ab und man schwitzt vom Nichtstun.
- Da sind ein klimatisiertes Hotelzimmer und ein Swimmingpool mit Blick aufs Meer definitiv eine schöne Alternative und die bessere Wahl.
- In Veracruz sind wir aber nicht zum Ferienmachen.
- Mit Ruedi gehe ich mal wieder in die Fiat-Werkstatt wegen den Stoßdämpfern. Dabei stellen sie noch fest, dass der Bremssattelhalter auf einer Seite kaputt ist, da Schrauben fehlten und das Teil dadurch etwas gescheuert hat. Die offizielle Fiat Vertretung kann uns aber nicht weiterhelfen. Ersatzteile haben sie nicht, Bestellen würde etwa zwei Monate dauern.
- Das muss schneller gehen! Wir schnappen uns das kaputte Teil und klappern mehrere Kfz-Ersatzteilgeschäfte ab. Niemand hat es, aber jeder hat den nächsten heißen Tipp, wo wir es bestimmt finden. So laufen wir einige Kilometer umher (schaut mal genau auf den Mercedes Benz Schriftzug, süß, oder?)
- Irgendwann meint einer, er kenne jemanden, der das reparieren könne. Und tatsächlich, der gute Mann schweißt uns an die abgeschliffene Ecke etwas hin, so dass es in Zukunft wieder halten wird. Genial! Die verlorenen Schrauben finden wir zwar nicht, aber er macht ähnliche passend, auch das geht. Das ist eben das Schöne an Lateinamerika, dass zumindest die kleineren Werkstätten, die auf eigene Rechnung arbeiten, in der Regel lösungsorientiert und pfiffig sind. Improvisation ist eine Kunst, die man hier recht gut beherrscht.
- Doch es bleibt noch das Stoßdämpferproblem. Ein Mechaniker etwas Außerhalb, bei dem Uwe und Marion einen Ölwechsel vornehmen ließen, möchte uns helfen. Er zeigt uns auch, dass die Fiat-Werkstatt in Mazatlán den rechten Stoßdämpfer falsch montiert hat. Da er zu viel Spiel hatte, lief das Öl raus. Er könne einen baugleichen Stoßdämpfer beschaffen und wenn der nicht passen sollte, dann wird der eben repariert, meinte er. Auch das geht, toll! Arbeitszeit ist hier eben nicht teuer. Auch mein Iveco bekommt einen wohlverdienen Service mit Öl- und Filterwechsel.
- Es ist heiß, sehr heiß. Kein Wunder, dass man da bei der Arbeit auch mal ein Päuschen einlegen muss. Oder kennt er vielleicht das Rezept, wie man im Schlaf sein Geld verdient? Übrigens hat es mit dem Stoßdämpfer tatsächlich geklappt und zwar nach drei Tagen, schon deutlich schneller als die Fiat-Vertretung 😉
- Nun ist es soweit, wir fahren zur Agentur und von dort die letzten Kilometer der Tour in den Hafen von Veracruz.
- Wir dürfen die Camper nicht selbst bis zu ihrem Bestimmungsort fahren. Normalerweise kann man dafür eine Genehmigung beantragen aber wegen Corona…ihr kennt das schon. Corona kommt vielen als Ausrede oft ganz gelegen. So übergeben wir die Wohnmobile auf diesem Parkplatz, eine letzte Kontrolle, ein letzter Blick, Schlüsselabgabe und da fahren sie dahin.
- Einige wenige Camper verbleiben noch in Mexiko.
- Ein letzter Umtrunk am Pool.
- Wir feiern Uwe und Marions Geburtstag nach. Obwohl sie in den letzten Monaten vorausgefahren sind, haben sie sich dennoch als Teil der Gruppe gefühlt und laden alle auf einen Apero ein.
- Und nun zeige ich euch noch die Bilder von unserem offiziellen Abschiedsabend. Der Letzte. Wirklich der Letzte. Versprochen. Leider. Lange habe ich gesucht nach einem passenden Rahmen für diesen denkwürdigen Anlass. Das Restaurant sollte natürlich eine feine Küche bieten, aber auch einen intimen Rahmen. In Ensenada damals waren das Essen und die Aussicht super, aber es war sehr laut und unruhig. Das wollte ich dieses Mal anders gestalten.
- Und wir sind fündig geworden im Herzen der Altstadt. Unsere Wahl fällt auf ein Restaurant, dass gerade einmal sieben auf sieben Meter groß ist. Perfekt, denn wir füllen es quasi komplett aus und müssen keine Rücksicht auf andere Gäste nehmen. Das Essen ist wirklich exquisit.
- Wir beginnen den besonderen Anlass mit einem Glas vor dem Lokal.
- Fotos mit „meinen“ Brüdern haben in der Zwischenzeit schon Tradition. Eines geht noch! Lieber Gabriel, lieber Jean-Philippe, ihr großen Brüder werdet mir fehlen! Ihr, liebe Leser, müsst wissen, dass die Beiden aus der französischsprachigen Schweiz kommen, und es für sie nicht immer einfach war mit der Kommunikation. Doch wir alle haben das super gemeistert, die anderen Teilnehmer kramten ihre Französischkenntnisse heraus, mir gefiel es, Französisch anwenden zu können und so klappte das insgesamt gut. Die Zweisprachigkeit in der Gruppe (es waren auch „echte“ Franzosen dabei, und Elsässer) war eine Bereicherung.
- Nach den ersten zwei Gängen hält Edwin eine Rede für Uwe und Marion. Edwin und Rosy waren ursprünglich mal in Gruppe eins und haben die ersten Monate mit den Beiden verbracht. José übersetzt ins Französische.
- Uwe und Marion bekommen ein Geschenk überreicht, ein liebevoll gebasteltes Nest. Sie sind gerührt.
- Unser starkes Reiseleiter-Team betiteln sie ein Foto von uns Dreien. Und in der Tat. Ohne Uwe und Marions Recherche und Abklärungsarbeit wären die letzten Monate sicherlich nicht so gut verlaufen. Daher an dieser Stelle nochmal ein herzliches Dankeschön auch von meiner Seite. Menschen, die im Hintergrund arbeiten, sieht man weniger, sind aber genauso wichtig wie die Frontmänner oder in meinem Fall die Frontfrau.
- Kari und Vreni richten eine Ansprache an mich. Vreni hat schon in Ensenada gezeigt, dass sie ein Talent zum Dichten besitzt. Ihre Worte berühren mich. Ich bekomme ein Panam-T-Shirt, welches ich in Ehren halten werde sowie ein Stativ aus vielen Noten in aufwendiger Kleinarbeit zusammengeklebt. Danke dafür!
- Das Highlight ist ein selbst zusammengestellter Film der Gruppe mit Bildern und Filmsequenzen, die mich in Aktion zeigen. Elf Minuten lang rufen diese Bilder unzählige schöne Erinnerungen in mir wach. Auch meine Kollegen Maria, Walter und Sandra kommen vor. Die Gruppe schafft es damit tatsächlich mich vor Rührung zum Weinen zu bringen. Ich habe alles gegeben auf der Tour und es ist wunderbar, wenn das bemerkt wird und auf der zwischenmenschlichen Ebene so viel zurückkommt. Mein Job und somit auch mein Leben, sind extrem speziell. Einerseits ist es fantastisch, dass ich so lange Reisen darf, immer wieder neue Menschen kennen lerne und viel erlebe, andererseits ist man über viele Monate weit weg von Familie und Freunden und das Privatleben pausiert Langezeit. Wie sagt man so schön? Keine Rose ohne Dornen! Ich habe mich bewusst für diese Rosen entschieden und sie haben für mich bis heute ihre Faszination nicht verloren.
- Diese Gruppe wird für mich immer etwas Besonderes bleiben. Auf Tour haben wir 257 Tage miteinander verbracht, rechnet man die stationäre Zeit in Costa Rica dazu, komme ich auf ein ganzes Jahr. Das verbindet und schweißt zusammen. Wir haben viel gemeinsam erlebt und durchgemacht, hatten Höhen und Tiefen, wie in der besten Ehe aber ich kann sagen, dass wir als Reiseleiter und Teilnehmer gestartet und als Freunde angekommen sind. Es wird in Zukunft keine Gruppe geben, die sich nicht die vielen Anekdoten anhören darf, von der durch Corona gestrandeten Gruppe !
- In wenigen Tagen wird ein Teil von euch wieder Zuhause in Europa sein. Ein Teil reist noch weiter durch Mexiko und hofft auf eine baldige Öffnung der Grenze zu den USA. Ich wünsche euch Allen von Herzen alles Gute. Danke für alles und ich bin überzeugt, dass wir uns wieder sehen. Sei es bei einem Wiedersehenstreffen (Claus und Telse, ich zähle da auf euch!), bei einer Messe oder vielleicht doch in knapp zwei Jahren in Tombstone bei einem Whisky. Wenn ihr kommt, gehen dir Drinks auf uns, versprochen!
- Ich selbst werde noch in Mexiko verweilen. Ich muss mich allmählich daran gewöhnen, dass ich keine anderen Camper mehr sehe, wenn ich aus meinem Fenster blicke.
- Doch auch diese Abnabelung mache ich lieber langsam, kalter Entzug ist nicht meine beliebteste Strategie! So verbringe ich noch ein paar Tage mit Mitfahrern in Oaxaca, die ihre Camper noch nicht verschiffen möchten.
- Ich genieße die schöne Stadt Oaxaca und fröne meiner Leidenschaft der Fotografie zur blauen Stunde.
- Und spaziere zu Zeiten durch das menschenleere Oaxaca, wenn „normale Menschen“ noch in ihren Betten liegen. Aber das ist nun kein Problem, denn es klingelt kein Wecker mehr und ich darf auch zu ungewöhnlichen Zeiten ein Nickerchen machen.
- 2005 war ich das letzte Mal in der archäologischen Stätte Monte Alban, unweit von Oaxaca. Ihr seht, Mexiko ist groß und es gibt noch viel zu entdecken! Ich werde an der Küste Gisela besuchen, die aktuell in einer Sprachschule arbeitet und mich einfach treiben lassen. Das mache ich nun aber ohne euch daran teilhaben zu lassen, denn die längste Panamericana aller Zeiten ist nun definitiv vorbei. Es fällt mir nicht leicht, aber es ist so!
- Die Anspannung ist weg, ich komme zur Ruhe. Die Tour wird noch lange nachwirken. Aber dieser Zustand hält bei mir nie lange an! Neue Reiseprojekte sind in Planung (eine eigene Mexiko-Rundreise), die Messen und Kundentreffen werden hoffentlich stattfinden können und ein neuer Vortrag will erstellt werden, denn natürlich möchte ich den Menschen da draußen von unserer einmaligen Reise auch im Rahmen einer neuen Multivisionsshow erzählen! Den Vortrag werde ich erstmalig auf dem Ostseecamp vom Explorer auf Fehmarn zeigen am 27.08.2021 sowie auf dem Suisse Caravan Salon in Bern Ende Oktober. Natürlich würde ich mich sehr über euren Besuch freuen! Ich danke allen treuen Lesern, die die Tour verfolgt haben. Wir freuen uns immer riesig über jede einzelne Rückmeldung von euch, sei es per E-Mail, per Facebook (www.facebook.com/panamericanatour) oder per WhatsApp.
- Die zukünftigen Panamericana-Fahrer müssen sich leider noch etwas gedulden aber der Tag wird ganz bestimmt kommen, an dem wir gemeinsam in Buenos Aires starten und eine eigene Geschichte schreiben! Denn das hat diese Reise einmal mehr gezeigt: Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen! Und man sammelt Erfahrungen und Erlebnisse, die einem keiner mehr nehmen kann! Passt auf euch auf und vielleicht sieht man sich mal, irgendwo, irgendwann…auf bald! Eure Janette, Reiseleiterin aus Leidenschaft
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